„Wir verlieren jedes Jahr 600 junge Leben durch Suizid. 10.000 sind es insgesamt. Trotzdem bleibt das Thema ein Tabu. Das wollen wir ändern.“

In den Medien wird darüber berichtet, wenn ein Prominenter stirbt. Robert Enke, Robin Williams, Kurt Cobain. Wir kennen sie, sind geschockt – und am nächsten Tag gibt es eine andere Meldung. Eine schnellebige Zeit. Anders sieht es aus, wenn jemand in unserem Familien- oder Bekanntenkreis einen Suizidversuch unternimmt. Es geht uns nah, wir sind geschockt und fühlen uns hilflos. Darüber macht man sich ja normalerweise keine Gedanken. Versteckte Hinweise werden oft übersehen. Ob bewusst, weil man es nicht wahrhaben will und sich überfordert fühlt, oder unbewusst, weil man nicht genau hinhört. Was sollte man auch tun, wenn jemand sowas sagt, Andeutungen macht.

„Wer drüber spricht, der tut es nicht“ oder „Der / die fängt sich schon wieder“ sind ganz beliebte Sätze, die allerdings ein völlig falsches Bild vermitteln.
Über Suizid redet man nicht.

Es ist wichtig die Öffentlichkeit für die Themen Depression und Suizid zu sensibilisieren.
„Jedes Jahr sterben in Deutschland 600 Jugendliche und junge Erwachsene unter 25 Jahren durch Suizid. 10.000 Menschen sind es insgesamt. Somit sterben mehr Menschen durch Suizid als durch Verkehrsunfälle, Drogen und AIDS zusammen. Es ist die zweithäufigste Todesursache bei jungen Menschen zwischen 15 und 29 Jahren (WHO 2014). Dennoch gibt es nach wie vor keine Aufklärungsarbeit durch die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BzgA).“ (Quelle: Freunde fürs Leben e.V.)

Mehr als durch Verkehrsunfälle, Drogen und Aids zusammen.

Was fällt da auf?

Es gibt Verkehrsprävention. Die fängt schon in frühster Jugend an. In den Schulen gibt es immer wieder Drogenpräventionsprogramme. Themenabende dazu, Elternabende und sogar Schulstunden, die zur Aufklärung dienen. Es sind alles wichtige Themen, aber wenn doch so viel mehr Jugendliche durch Suizid sterben: wo sind diese Präventionsprogramme an den Schulen? Wo sind diese Themenabende für die Eltern? Wie werden die Kinder dafür sensibilisiert? Die Antwort ist einfach: gibt es nicht, werden sie nicht.

Das liegt nicht daran, das die Kinder und Jugendlichen nicht darüber sprechen wollen. Verkehrerziehung wird auch thematiesiert, ohne dass es jemand unbedingt möchte. Nein, das Problem liegt ganz woanders. In den Schulleitungen, die sich überfordert und ängstlich bei dem Thema fühlen und es nicht zulassen. Bei den Eltern, die nichts davon hören wollen, solange es sie nicht selbst betrifft. Bei den staatlichen Stellen, die zuwenig oder keine Gelder dafür erübrigen.

Durch eine neue Serie, die bei einem Pay TV Sender läuft, wird das Thema gerade heiß diskutiert. „Tote Mädchen lügen nicht“ ist ein Jugendbuch des US-amerikanischen Schriftstellers Jay Asher aus dem Jahr 2007. Eine Schülerin begeht Suizid und hinterlässt auf Kassetten zusammengeschnitten ihre Gründe. 13 Personen die damit zusammenhängen. Es geht um Mobbing, Schuld und Selbstmord. Alles Themen, die unter Jugendlich täglich präsent sind.
Ein beeindruckendes Buch und eine beeindruckende Serie, die in vielen Netzwerken zur Diskussion anregt. Sie schafft das, was einige Organisationen schon lange versuchen: darüber reden und nachdenken.

„Freunde fürs Leben“ organisieren seit 2014 zum Welttag der Suizidprävention am 10. September einen Flashmob. Der Gedanke dahinter: 600 Menschen lassen sich symbolisch für die 600 junge Leben, die jedes Jahr Suizid in Deutschland begehen, nach einem Signal auf den Boden fallen. 2014 waren es Passanten, 2015 Politiker/innen und 2016 Prominente die den Menschen symbolisch wieder aufhalfen.
Eine wichtige Sache, die weltweit mehr Beachtung finden sollte. Wir können aber ja mal in Deutschland damit anfangen. Wir könnten ja bei uns selbst im kleinen Kreis damit anfangen.

Warum ich darüber schreibe? Ich war dabei. 2016 hatte ich die Möglichkeit, an diesem Flashmob teilzunehmen, und mit dem einen oder anderen Prominenten darüber zu reden ( ein herzliches Danke an Steffen Hallaschka).
Das Thema „Depressionen“ rückt gerade mehr und mehr in die Öffentlichkeit. Ein richtiger Schritt in die richtige Richtung. Ich hoffe, das viele Leute ihn weitergehen. Diesen Weg, in diese Richtung. Vielleicht sehen wir uns in diesem Jahr, am 10.September vor dem Brandenburger Tor. Hinfallen tut nur halb so doll weh, wenn man sich sicher sein kann, das einem wieder aufgeholfen wird.

Informationen und Unterstützung zum Thema Suizid :