Es gibt immer wieder Situationen, in denen man gefragt wird, als was man so arbeitet. Elternstammtisch, Vereinstreffen, spontane Begegnungen beim Einkaufen, Familienfeiern, Elternabend oder vor dem Schultor. Es gibt viele Möglichkeiten, die Menschen sind von Natur aus neugierig. Ich schließe mich da nicht aus, ich frage ja auch. Dann kommen oftmals Berufe wie „Büromitarbeiterin“ oder „Einzelhandel“ oder auch „im Betrieb meiner Eltern“. Alle Nachfragen, was genau und wo, werden gerne beantwortet, man möchte ja schließlich die neuen sozialen Netzwerkkontakte besser kennenlernen.
Jetzt werden schon einige Leser bestimmt schmunzeln. Fast jeder, der im Hospizbereich oder Palliativbereich arbeitet, kennt, was jetzt kommt. „Ich arbeite in der Kinder und Jugendprävention zum Thema Trauer, Abschied und Sterben“ erkläre ich jedesmal freundlich lächelnd. Dann zähle ich innerlich runter „3….2…1…los“ und zu 99% kommt es: das „ooooooh“.
Kein Nicken wie beim Beruf der Verkäuferin, kein interessierter Blick wie beim Beruf der Tierärztin, kein „Das ist aber toll“. Meistens bleibt es bei dem „oh“, manchmal kommt noch ein langgezogendes „okayyyyy“ hinterher. Dann folgt Stille.
Es dauert eine Weile, bis entweder das Gespräch freundlich aber bestimmt in eine andere Richtung gedreht wird, oder aber ein „das könnt ich aber nicht“ kommt. Sehr selten höre ich “ Das finde ich aber toll, kannst Du was darüber erzählen?“.
Man gewöhnt sich an das große „O“, trotzdem trifft es mich manchmal. Wenn ich etwas erlebt habe, verletzlich bin oder traurig, dann trifft mich dieser Buchstabe mittenrein. Es ist eine wundervolle, beeindruckende Arbeit, die ich habe. Sie ist vielfältig, amüsant, spannend, aufregend. Natürlich auch anstregend und manchmal traurig. In jedem Beruf gibt es gute und schlechte Tage. Aber das, was ich davon mitnehme, überwiegt alles. Also werde ich auf das nächste „O“ warten. Ich werde lächeln, aber ich werde genau wissen, wieviel mir diese Arbeit bedeutet.
’’Der Tod lächelt uns alle an, das einzige was man machen kann ist zurücklächeln!‘‘ – Marcus Aurelius