Trauer ist individuell. Nicht jeder Mensch, der trauert, erfüllt die Erwartungen der Anderen. Das gilt für Kinder genau wie für Erwachsene.

Erwartungshaltung in der Trauer? Ja, die gibt es.

Diese resultiert aus eigenen Trauererfahrungen in der Kindheit und späteren, sowie aus eigenen Einstellungen, die man sich im Laufe des Lebens angeeignet hat.
Jeder Mensch hat ganz bestimmte Vorstellungen von Trauer. Diese festen Wege aufzubrechen ist ein enormer Schritt.
Trauer kann sich in Wut äußern, in Verzweiflung, aber auch in Erstarrung und reinem Funktionieren. Auch in Geschäftigkeit und Lachen, oder in vielen Tränen und Schreien. Manche verstummen auch, weil sie der Welt ihre Gefühle gar nicht mitteilen wollen oder können.

Dieser großen Auswahl von Gefühlen der Mitmenschen stimmt nicht immer mit den eigenen überein.

„Du musst doch… „  Weinen? Muss ich das? Verzweifeln? Vielleicht tu ich das?
„Wie kannst Du nur…“ Ausgehen? Feiern? Lachen? Freude empfinden?
„Ich könnte das nicht…“ Was bleibt mir übrig? Hat mich denn jemand gefragt? Inwieweit hilft mir das jetzt weiter?

Wenn schon unter Erwachsenen oftmals Unverständnis herrscht, dann ist das unter Kindern kaum anders.
In der Schule wird geflüstert : wie kann sie nur über einen Witz lachen, wenn doch ihr Vater gestorben ist. Wie kann er nur beim Sport so leistungsfähig und energisch sein, wo doch seine Mutter im Sterben liegt. Wie kann sie nur aufmerksam dem Lehrer folgen, wenn Ihr Geschwisterchen heute beerdigt wird.

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Unverständnis, Vorurteile, auch geprägt durch die Erfahrungen der Eltern.
Die Kinder kommen nach Hause, erzählen von dem trauernden Kind voller Erstaunen und zu oft bestärken die Eltern des erzählenden Kindes das alles nur „Das versteh ich auch nicht“.
Nicht wissend, was sie alles damit auslösen können.

Trauer ist individuell und es gibt kein „Richtig“ oder „Falsch“. Diese kleinen normalen Dinge des Lebens, Sport, Lachen, Ausgehen, Feiern, alle diese Dinge dienen zum Atmen. Luft holen, eine winzige Pause um den Verlust zu überleben, weiter zu leben und sich ein wenig normaler zu fühlen.
Wenn überhaupt etwas „falsch“ ist, dann ist es die Erwartungen, die ein trauernder Mensch erfüllen soll.

Du musst doch…
wie kannst Du nur…
ich könnt das nicht…

Besser wäre :

Ich finde das völlig in Ordnung.
ich unterstütze Dich bei allem.
Ich kann es nicht nachempfinden, aber ich versuche, Dich zu verstehen.